Mathematische Modelle der Welt

Laura De Lorenzis fängt am 1. Februar 2020 als ordentliche Professorin für Numerische Mechanik am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik an. Die 45-jährige Italienerin forscht auf den Gebieten der Festkörpermechanik, moderner Simulationsmethoden sowie der Bruch- und Versagensanalyse. Wir stellen sie im Interview vor.

von Maria Halbleib
Prof. Laura De Lorenzis
Prof. Laura De Lorenzis

Was ist das Hauptziel Ihrer Forschung?

Laura De Lorenzis: Wir entwickeln mathematische Modelle zur Beschreibung mechanischer Prozesse. Wir modellieren nicht nur, wie sich Materialien unter mechanischer Belastung verformen und versagen, sondern auch komplexere Phänomene wie die Interaktion von Strömung und Rissen in Böden oder die Thermomechanik von 3D-Druckprozessen. Zur Umsetzung dieser Modelle setzen wir numerische Simulationsmethoden ein und entwickeln diese auch weiter. Am Ende validieren wir unsere Modelle durch Experimente.

Was fasziniert Sie an Ihrer Forschung am meisten?

Die Mechanik ist eine sehr alte Disziplin, die es dennoch erlaubt, eine erstaunliche Vielfalt an ganz neuen Fragestellungen zu erforschen. Mich fasziniert es, komplexe Phänomene zu untersuchen, um sie besser zu verstehen und sie durch mathematische Modelle zu reproduzieren. Damit schaffen wir uns gewissermassen ein «virtuelles Abbild» der Realität und können damit Experimente durchführen.

Warum haben Sie sich für Maschinenbau und später für die Forschung entschieden?

Die Wahl des Ingenieurstudiums war im Grunde Zufall, da mir auch viele andere Fächer gefallen haben. Nachdem ich aber mit dem Studium der Ingenieurwissenschaften begonnen hatte, stand für mich fest, dass ich in die Forschung gehen will. Es macht mir Spass, an immer neuen Problemen zu arbeiten. Auch möchte ich selbst einen Beitrag zum weltweiten Wissen leisten und dem etwas Neues hinzufügen.

Warum haben Sie sich für die Stelle am D-MAVT entschieden?

Die ETH Zürich hat in Forschung und Lehre einen hervorragenden internationalen Ruf. Ich erwarte ein lebendiges, anregendes Umfeld und freue mich auf multidisziplinäre Zusammenarbeit, begeisterte Studierende und ein gutes internationales Netzwerk.

Was wollen Sie in den kommenden fünf bis zehn Jahren beruflich erreichen?

Wie die meisten Forschenden träume ich davon, einen Durchbruch bei einer der vielen ungelösten Fragen in meinem Fachgebiet zu erzielen. Ebenso wichtig ist, dass ich neugierig und begeisterungsfähig bleibe und diese Haltung an meine Studierenden weitergeben kann.

Neben Ihrer wissenschaftlichen Karriere sind Sie eine versierte Klavierspielerin. Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Die Musik war mir viele Jahre lang so wichtig, dass ich dachte, sie würde meine Karriere prägen. Dann folgte jedoch eine mehrjährige Pause und erst nach meinem Umzug nach Braunschweig habe ich wieder mit dem Klavier spielen begonnen. Ein Kollege, der auch ein enger Freund von mir ist, hatte mich ermutigt. Auch heute noch ist die Musik ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens und ich hoffe, in Zürich und an der ETH viele Gelegenheiten zu finden, um zu spielen - vor allem mit anderen Menschen zusammen.

Was tun Sie zum Ausgleich zur Arbeit und um neue Energie zu gewinnen?

Ich ziehe viel Energie aus der Zeit mit meiner Familie und Freunden, aber auch aus der Musik und aus anderen Hobbys wie Kochen, Sport und Lesen.

Was empfehlen Sie Studierenden, die eine Karriere in der Forschung anstreben? Welche persönlichen Eigenschaften braucht man?

Sehr wichtig sind sicherlich Neugier und Offenheit gegenüber neuen Herausforderungen, sowie Fleiss und Ausdauer. Auch die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, sehe ich in der heutigen Zeit als Voraussetzung.

Kurzprofil

  • 2013-2020 Professorin und Direktorin des Instituts für Angewandte Mechanik, Technische Universität Braunschweig, Deutschland
  • 2011-2013 Associate Professor für Mechanik, Università del Salento, Italien
  • 2010-2011 Alexander von Humboldt-Stipendiat, Leibniz Universität Hannover, Deutschland
  • 2008-2011 Assistenzprofessorin für Mechanik, Università del Salento, Italien
  • 2006 Fulbright-Stipendiat, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge (MA), USA
  • 2002 Promotion in Bauingenieurwesen, Università di Lecce, Italien
  • 2000-2008 Assistenzprofessorin für Bauingenieurwesen, Università di Lecce, Italien
  • 2000 Master-Abschluss in Bauingenieurwesen, Universität von Missouri-Rolla, USA
  • 1998 Diplomabschluss als Werkstoffingenieurin, Università di Lecce, Italien
  • 1993 Abschluss des Klavierstudiums, Staatliches Konservatorium "T. Schipa", Lecce, Italien
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