Vielseitige Fertigungstechnik

Markus Bambach wurde zum Professor für Neue Fertigungstechnologien am Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik ernannt. Ab 1. Februar 2020 verstärkt der 43 Jahre alte Deutsche den Bereich Material, Fertigungs- und Produktionstechnologien. Wir stellen ihn vor.

von Maria Halbleib
Prof. Bambach
Prof. Dr. Markus Bambach

Was ist das Ziel Ihrer Forschung?

Markus Bambach: Praktisch alle Produkte, die wir im Alltag benutzen, und unsere gesamte Infrastruktur sind durch fertigungstechnische Prozesse und Prinzipien entstanden. Die Fertigungstechnik ist eine wesentliche Grundlage für das Funktionieren der modernen Gesellschaft.

Mit den heutigen Fertigungstechnologien kann man entweder Produkte in Masse zu möglichst günstigen Stückkosten herstellen oder Premiumprodukte in kleiner Stückzahl – aber nicht beides in einem. Ein wesentliches Ziel meiner Forschung ist es, Fertigungstechnologien zu entwickeln, bei denen die Stückkosten möglichst unabhängig sind von der nachgefragten Stückzahl, von den zu fertigenden Varianten oder den zu integrierenden Bauteilfunktionen. Dieses Ziel kann man als «Skaleninvariante Fertigung» beschreiben.

Gerade um an Hochlohnstandorten wie der Schweiz digitalisierte Produktionstechnologien zu halten, wird es immer wichtiger, schnell auf den Markt zu reagieren und die Kunden an der Konfiguration ihrer Produkte teilhaben zu lassen. Dazu müssen Lösungen entwickelt werden, um mit unterschiedlichen Fertigungsketten – für die Massen- und die individualisierte Fertigung – Bauteile mit gleichen Eigenschaften herzustellen.

Ein weiteres Ziel meiner Arbeiten ist es daher, Fertigungstechnologien zu entwickeln, mit denen sich die Eigenschaften eines Bauteils an jeder Stelle genau einstellen lassen. Dies hilft bei dem dritten wichtigen Ziel meiner Forschung, der Entwicklung nachhaltiger Fertigungstechnologien. Denn mit steigender Kontrolle über die Eigenschaften kann die Fertigung von Ausschussteilen und industriellem Abfall vermieden werden.

Was fasziniert Sie an diesem Thema? Und was sind die grössten Herausforderungen?

An der Fertigungstechnik fasziniert mich die Vielseitigkeit. Neben materialwissenschaftlichen Fragen, bei denen wir erforschen, wie Prozesse auf Werkstoffe wirken, gilt es die Digitalisierung, also die Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien in die Produktion, sowie die Biologisierung, die Nachahmung biologischer (Kreislauf-)Prozesse, zu lösen. Darüber hinaus müssen wir die entsprechenden Fertigungsmaschinen entwickeln.

Warum haben Sie sich entschieden, die Stelle am D-MAVT anzunehmen?

Ich stand vor der Wahl, zukünftig eher Forschung zu managen oder selbst zu forschen. Ich habe mich fürs Forschen entschieden. Die Chance, an einem der innovativsten Orte der Welt zu arbeiten, hat mir die Entscheidung leichtgemacht.

Wie halten Sie die Balance zwischen Lehre und Forschung? Und was gefällt Ihnen besonders?

Ich finde, dass gute Lehre eigene Forschung auf dem Lehrgebiet voraussetzt. Gerade an der ETH Zürich sollte eine Vorlesung den Anspruch haben, deutlich über das Lehrbuchwissen hinaus die aktuellen Fragestellungen einer Disziplin zu vermitteln. Mir gefällt besonders, den Studierenden aufzuzeigen, wo sie selbst in meinem Forschungsgebiet in Zukunft einen Beitrag leisten können.

Was empfehlen Sie Studierenden, die eine Karriere in der Forschung anstreben? Welche persönlichen Eigenschaften braucht man?

Man sollte vor allem Spass daran haben, den Dingen auf den Grund zu gehen. Generell sind in der Forschung Neugier, Ausdauer und Geduld hilfreich. In den Ingenieurwissenschaften würde ich zudem sagen, dass ein gewisses Kommunikationstalent hilfreich ist. Die meisten der aktuellen Probleme kann man nicht alleine lösen, sondern in interdisziplinär zusammengesetzten Teams.

Was tun Sie zum Ausgleich zu Ihrer Arbeit und um neue Energie zu gewinnen?

Ich habe zwei Töchter von sieben und drei Jahren und versuche, so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen. Natürlich treibe ich auch Sport, vor allem Basketball. Hier wird uns die Schweiz sicherlich viele neue Möglichkeiten bringen, auf die wir uns freuen.

Kurzprofil

  • 2015 Professor für Konstruktion und Fertigung an der BTU Cottbus-Senftenberg, Deutschland
  • 2014 Habilitation an der RWTH Aachen University, Deutschland
  • 2008-2015 Akademischer Rat/Oberrat an der RWTH Aachen University, Deutschland
  • 2008 Doktor der Ingenieurwissenschaften an der RWTH Aachen University, Deutschland
  • 2002 Diplom-Ingenieur/Werkstoffwissenschaft an der Universität des Saarlands, Deutschland

 

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