Ein Privileg, Studierende zu begleiten
Seit 1998 ist Konstantinos Boulouchos Titular- und seit 2002 ordentlicher Professor am Institut für Energietechnik. Ende Januar wird er offiziell emeritiert. Im Interview lässt er besondere Momente aus seinen mehr als 20 Jahren am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik Revue passieren.
Was waren Ihre spannendsten Projekte an der ETH Zürich?
Keine leichte Frage, denn natürlich ist in der Zeit sehr viel passiert. Im Bereich Grundlagenforschung war die weltweit erste Demonstration der Direkten Numerischen Simulation für turbulente motorische Strömungen ein ganz besonderer Moment. Damit kann man die komplexen Vorgänge «in Echtzeit» verfolgen und aus diesem Verständnis heraus verbesserte Simulationsmodelle für industrielle Anwendungen entwickeln. Mit Blick auf die Anwendung unserer Forschung würde ich die von uns entwickelte Anlage zur dezentralen Strom-/Wärmeerzeugung in der 200 KWel-Klasse herausgreifen. Damit gelang es uns erstmals, Strom und Wärme mit «Null»-Schadstoffemissionen zu produzieren.
Und dann gab es auch grossartige interdisziplinäre Projekte. So habe ich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen das Energy Science Center der ETH Zürich mitaufgebaut und danach das Swiss Competence Center of Energy Research (SCCER)Mobility geleitet. In diesem haben 200 Forschende aus dem ETH-Bereich und von Fachhochschulen zusammengearbeitet. Auch der MAS/CAS «Mobilität der Zukunft» war Bestandteil des SCCER.
An welche Situation aus Ihrem Arbeitsalltag werden Sie sich immer erinnern?
An einen Abend um einen Billardtisch am Rande einer Konferenz in Toulouse vor mehr als 20 Jahren. Ich habe dort einen Kollegen getroffen, den ich damals nur aus der Literatur kannte. Während des Spiels haben wir uns in ein anregendes Gespräch vertieft und erörterten Fragen zum instationären Wärmeübergang in Grenzschichten unter zeitlichen Druckgradienten und mit reaktionsbedingten Wärmequellen. Es war der Beginn einer spannenden Freundschaft.
Was werden Sie nach Ihrer Emeritierung am meisten vermissen?
Den faszinierenden Austausch mit hoch motivierten Studierenden und Doktorierenden. Es war und ist für mich ein Privileg, sie auf ihrem Weg ein Stück weit begleiten und unterstützen zu dürfen.
Was sollten junge Wissenschaftler*innen unbedingt tun?
Wer in die Wissenschaft will, sollte von der Arbeit fasziniert sein und Durchhaltewillen mitbringen. Denn Forschung bedeutet, dass man bereit ist, immer wieder Rückschläge in Kauf zu nehmen und trotzdem weiterzumachen. Zudem ist es wichtig, sich Zeit zu nehmen, um innezuhalten, über sich selbst zu reflektieren und sich zu fragen, welchen Beitrag die eigene Forschung zum «Grossen Ganzen» leistet.
Was sind Ihre nächsten Pläne?
Zuerst einmal den Kopf lüften. Und danach entscheide ich, was ich mit meinen Ideen künftig alles anstellen möchte.
Was darf auch in Zukunft nicht auf Ihrem Schreibtisch fehlen?
Das Bild eines kykladischen Felsen unter ägäischem Licht.
Prof. Dr. Konstantinos Boulouchos (66)
Professor am Institut für Energietechnik und Leiter des Labors für Aerothermochemie und Verbrennungssysteme
Leiter des Swiss Competence Center of Energy Research (SCCER Mobility)
Präsident der Energiekommission der Akademien der Wissenschaften Schweiz
Professor am D-MAVT: 1998-2021