Gut für Mensch und Umwelt
Elizabeth Tilley ist zur ausserordentlichen Professorin für Global Health Engineering am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik ernannt worden. Ab 1. Februar 2021 wird die 41-jährige Kanadierin mit ihrer Expertise zum Aufbau des neuen Fachgebiets Global Engineering Science an der ETH Zürich beitragen.
Global Engineering Science ist ein relativ neuer Zweig der Ingenieurwissenschaften. Was hat Sie daran gereizt, diese Art von Forschung zu betreiben?
Global Health Engineering untersucht die komplexen Zusammenhänge zwischen technischen Systemen, unserer natürlichen Umwelt und der physischen und psychischen Gesundheit von Menschen. Ich finde diesen Forschungsbereich so spannend, weil er ausgesprochen interdisziplinär ist und mir erlaubt, grosse, komplexe Systeme zu erforschen. Ich liebe es, dass ich sowohl im Labor arbeiten als auch direkt vor Ort Feldforschung betreiben kann und mit vielen verschiedenen Menschen arbeite: Kein Tag ist wie der andere!
Was ist das Ziel Ihrer Forschung?
Mit meiner Arbeit suche ich nach Wegen, um die negativen Auswirkungen des modernen Lebens auf die Gesundheit von Mensch und Umwelt zu reduzieren; Schwerpunkt sind städtische Gebiete in Ländern mit niedrigem Einkommen. Ich interessiere mich für Technologien und Systeme, die Abfälle – menschliche, künstliche und organische – in gewinnbringende, nützliche und wirtschaftlich machbare Produkte umwandeln können, die die Belastung für Menschen und die natürliche Umwelt reduzieren.
Was sind die grössten Herausforderungen?
Die grösste Herausforderung besteht bei jeder Art von angewandter Forschung in der praktischen Umsetzung. Die Technik kann uns nur einen bestimmten Schritt weit bringen: Die Akzeptanz des Anwenders, der regulatorische und rechtliche Rahmen, die wirtschaftliche Machbarkeit und die Politik der Gemeinschaft oder des Landes sind genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als die eigentliche Technologie. Meine neue Stelle erlaubt es mir, disziplinübergreifend zu arbeiten und künftige Ingenieure auszubilden, die diese Aufgaben weiterführen können.
Warum haben Sie sich ursprünglich für den Ingenieurberuf entschieden?
Ich hatte wirklich Glück in meiner Kindheit: Meine Eltern waren ihrer Zeit voraus und machten keinen Unterschied zwischen «Jungen»- und «Mädchen»-Spielzeug; also habe ich mit allem gespielt. Eines meiner frühesten und liebsten Spielzeuge war ein Muldenkipper, zu dem ein Schutzhelm gehörte. Ich denke, das war wahrscheinlich ein erstes Anzeichen dafür, dass ich Ingenieurin werden würde!
Sie haben in den vergangenen fünf Jahren in einem Entwicklungsland gelebt. Wie fühlt es sich an, in ein hoch industrialisiertes Land wie die Schweiz zurückzukehren?
Einerseits liebe ich es, durch die Altstadt zu spazieren, anzuhalten und eine kleine Schachtel Luxemburgerli zu kaufen und die Aussicht auf die Berge zu geniessen. Andererseits werde ich ständig daran erinnert, was wir alles tun müssen, um überall die gleiche unberührte Umwelt, gute Bildung, effizienten Verkehrsmittel und soziale Wohlfahrt zu erreichen, wie es sie in der Schweiz gibt. Ich bin sehr dankbar für all die Annehmlichkeiten, zu denen ich Zugang habe, aber sie sind für mich bestimmt nicht selbstverständlich.
Was werden Sie von Ihrem Leben in Malawi am meisten vermissen?
Am meisten werde ich meine Studierenden vermissen. Ich habe fünf Jahre lang jedes Jahr vier verschiedene Kurse unterrichtet und so hunderte, vielleicht tausende von klugen, ehrgeizigen und inspirierenden jungen Menschen kennengelernt. In akademischer Hinsicht konnte ich sehen, wie viele von ihnen einen neuen Job bekamen oder ein weiterführendes Studium absolvierten, was mich immer sehr stolz gemacht hat.
Neben der Arbeit werde ich sicherlich all die Naturschönheiten vermissen: Wann ich immer wollte konnte ich am Wochenende auf den 3000 Meter hohen externe Seite Mount Mulanje wandern, mit Buntbarschen im externe Seite Malawisee schnorcheln oder die sogenannten Big Five, also Elefanten, Nashörner, Löwen, Leoparden und Büffel, in einem der nahegelegenen externe Seite Wildreservate sehen – jede oder jeder sollte Malawi mal erlebt haben!
Warum haben Sie sich entschieden, die Stelle an der ETH Zürich anzutreten?
Ich kenne keinen einzigen Grund, der dagegenspricht! Die ETH zieht die besten Studierenden und Dozierenden aus der ganzen Welt an, die Ressourcen und die Infrastruktur sind unübertroffen, und es herrscht ein spürbares Gefühl von Neugier und Kreativität. Ich habe das Gefühl, dass ich einen besonderen Ort betrete, an dem alle hart arbeiten, vorausschauend denken und sich den Problemen der Welt stellen wollen. Die ETH ist ein Ort, an dem alles möglich ist!
Würden Sie uns eine Sache über sich erzählen, die wir nicht aus Ihrem Lebenslauf erfahren können?
Ich liebe Tiere. In Malawi hatte ich ein grosses Grundstück und habe verschiedene Tiere gerettet, die heimatlos waren oder getötet werden sollten. Bei meiner Abreise besass ich vier Truthähne, sieben Enten, zwei Katzen, zwei Hunde und etwa ein Dutzend Hühner. Ursprünglich hatte ich überlegt, sie nach Zürich zu bringen, aber ich glaube, das würde etwas in der Wohnung etwas eng werden. Sie haben jetzt alle ein neues Zuhause gefunden, aber ich vermisse sie sehr!
Kurzprofil
- 2015-2021 Senior Lecturer, Universität von Malawi, Malawi
- 2010-2015 Doktoratsstudium in Entwicklungsökonomie, ETH Zürich, Schweiz
- 2007-2010 Projektmitarbeiterin, Eawag, Schweiz
- 2004-2006 Master-Abschluss in Bauingenieurwesen, Umweltschutz und Abfallwirtschaft, University of British Columbia, Kanada