Wege zu einem Netto-Null-CO₂-Mobilitätssystem in der Schweiz

Der Personen- und Güterverkehr in der Schweiz verursachen den grössten Anteil an Treibhausgasemissionen im Vergleich zu den anderen Energiesektoren. Die Forschenden des SCCER Mobility stellen deshalb in ihrem White Paper Expertenwissen zur Verfügung, das die Akteure der Branche unterstützen soll, das Schweizer Mobilitäts- und Energiesystem nachhaltiger zu machen.

Titelfoto des SCCER Papers. Zu sehen sind ein Zug, ein Auto, ein Flugzeug und ein Lastwagen.

Das globale Mobilitätssystem ist zentral für die Wirtschaft und den Wohlstand der Gesellschaft. Gleichzeitig beansprucht der Personen- und Güterverkehr viel Platz, Infrastruktur und Energieressourcen und hat negative Auswirkungen auf die Umwelt, zumal fossile Energien den Mobilitätssektor nach wie vor dominieren.

Das White Paper des Swiss Competence Center for Energy Research - Efficient Technologies and Systems for Mobility (SCCER Mobility) wirft einen ganzheitlichen Blick auf das Mobilitätssystem des Personen- und Güterverkehrs, einschliesslich Kurz-, Mittel- und Langstreckentransporte über Land, den Seeweg und die Luft.

SCCER Mobility empfiehlt den Interessensvertretern eine Kombination verschiedener Massnahmen, um die Energiebilanz von Transport und Mobilität in der Schweiz nachhaltig zu verbessern: die Reduktion des Verkehrsvolumens, das Umstellen auf energieeffizientere Transportmittel, die Verbesserung der Energieumwandlung und schlussendlich den Verzicht auf fossile Energieträger. Dafür seien die Politik, die Preisgestaltung, der sinnvolle Einbezug der Digitalisierung und die Berücksichtigung menschlicher Verhaltensaspekte wesentliche Punkte.

Eine annähernde Netto-Null-Emission im Mobilitätssektor könne allerdings nur erreicht werden, wenn parallel dazu der industrielle Fertigungssektor dekarbonisiert wird. Auch die Raum- und Infrastrukturplanung spiele eine grosse Rolle. Im Personenverkehr sollte auf die Förderung von öffentlichen und langsameren Verkehrsmitteln gesetzt werden. Entgegen der aufkommenden Politik, die elektrische Fahrzeuge bevorzugt, zeigt sich, dass Netto-Null eher durch ein breites Portfolio an Energieträgern (Strom, Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe) und Antriebstechnologien (Batterien, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellen) erreicht werden kann. Was die nationalen Strategien zur Bereitstellung von Energieträgern für die Dekarbonisierung der Mobilität betrifft, hält SCCER Mobility einen Mix aus im Inland produziertem Strom und primär im Ausland produzierten, erneuerbaren, synthetischen Kraftstoffen als das wahrscheinlich geeignetste Mittel, um Netto-Null-CO2 zu erreichen.

Schliesslich müssten sich alle Beteiligten bewusst sein, dass die Transformation hin zu Klimaneutralität eine grosse Herausforderung darstellt. Eine Schlüsselrolle spielen fundierte Entscheidungen, innovative Technologien und Geschäftsmodelle, eine faire Preisgestaltung und nicht zuletzt eine Kombination aus langfristiger, strategischer Planung und taktischer Flexibilität, um auf unvorhergesehene Entwicklungen reagieren zu können.

SCCER Mobility

Das SCCER Mobility wurde 2014 gegründet, um die Umsetzung der Schweizer Energiestrategie 2050 durch anwendungsnahe Forschung zu unterstützen und den Nachwuchs an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Spannungsfeld zwischen Mobilität und Energie sicherzustellen. D-MAVT-Professor Konstantinos Boulouchos leitete das Zentrum, weitere Mitglieder des Zentrums waren die Professoren Christopher Onder, Emilio Frazzoli und Paolo Ermanni. Ende 2020 stellte das Zentrum seinen Betrieb ein. Ihre Arbeit soll in Zukunft über die neuen Programme des Bundesamts für Energie, wie die SWEET-Initiative, fortgesetzt und ausgebaut werden. Für die Fakultäten der ETH Zürich wird die Mobilitätsforschung unter dem Dach der "Mobilitätsinitiative" weiter gefördert. Der Aufbau eines neuen Kompetenzzentrums für Mobilität an der ETH Zürich wird derzeit diskutiert.

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