Bluttropfen an Tatorten analysieren
Die physikalischen Eigenschaften eines Stoffes, wie seine Benetzbarkeit und Porosität, beeinflussen den Fleck, den ein auftreffendes Tröpfchen hinterlässt. Wie können Forensiker aus den Formen dieser Flecken eine Bedeutung herauslesen? Forschende haben einen Ansatz zur Analyse von Bluttropfen entwickelt, der bei der Untersuchung von Tatorten helfen kann.
Man stelle sich einen Tatort mit verschiedenen Arten von Geweben und Stoffen vor, die überall verstreut sind und alle mit Blut befleckt sind. Einige der Flecken sind klein und sickern entlang einzelner Fäden, andere sind gross und durchdringen den ganzen Stoff. Dies stellt eine Herausforderung für die Ermittlerinnen dar.
Ein Team von Forschenden der Universität Amsterdam, der Universität Sherbrooke (Kanada) und der EMPA suchte zusammen mit Professor Jan Carmeliet von der Professur für Bauphysik des Departments Maschinenbau und Verfahrenstechnik nach einer Lösung für dieses Problem. Sie beobachteten den Aufprall von Tröpfchen auf verschiedene Gewebearten und bestimmten Schlüsselparameter, die das Muster der von den Tröpfchen hinterlassenen Flecken beeinflussen – darunter die Geschwindigkeit, die Benetzbarkeit des Gewebes sowie die Grösse und Dichte der Poren im Stoff.
Das Team verglich den Tröpfchenaufprall auf drei Polyestermaterialien mit unterschiedlichen Porengrössen und Garnstärken sowie auf einer massiven und einer strukturierten Stahloberfläche. Nachdem sie ihre numerischen Simulationen mit experimentellen Daten verglichen hatten, untersuchten sie den Aufprall eines Tropfens auf ein Gewebe, das auf einer anderen Oberfläche lag, sowie auf ein in der Luft schwebendes Gewebestück.
«Wir wollten eine wichtige forensische Frage beantworten: Kann man einen Blutfleck – zum Beispiel auf einem Kleidungsstück –, der durch den Aufprall eines Bluttropfens entstanden ist, von einem Fleck unterscheiden, der durch den Kontakt mit einem blutigen Gegenstand entstanden ist?», sagt Daniel Bonn von der Universität Amsterdam.
Da die vorliegende Arbeit nur einige bestimmte Stoffe untersuchte, sind weitere Studien nötig, um zu eindeutigeren Ergebnissen zu kommen. «Es bleibt die Frage, wie sich unsere Erkenntnisse auf jede Art von Kleidung oder Gewebe verallgemeinern lassen – auch auf Teppichen gibt es oft Blutflecken – und wie dies in der Praxis von Forensikern an einem Tatort genutzt werden kann», so Bonn.
Literaturhinweis
TC de Goede, AM Moqaddam, K Limpens, S Kooij, D Derome, J Carmeliet, N Shahidzadeh, D Bonn: Droplet impact of Newtonian fluids and blood on simple fabrics: effect of fabric pore size and underlying substrate, Physics of Fluids 33, 033308 (2021), doi: externe Seite https://doi.org/10.1063/5.0037123
Original-Artikel
Original-Artikel von AIP Scilight, Anashe Bandari: externe Seite https://aip.scitation.org/doi/10.1063/10.0003704